Barrierefreiheit ist im Alltag ein gängiger Begriff. Öffentliche Gebäude werden beispielsweise über Aufzüge oder Rampen barrierefrei, damit sie auch von Rollstuhlfahrern ohne Probleme genutzt werden können. Ein Blick in die Definition der Barrierefreiheit zeigt aber: ein „
umfassender Zugang und uneingeschränkte Nutzungschancen aller gestalteten Lebensbereiche“ bedeutet noch viel mehr. Und was Viele übersehen: auch das Internet ist ein Lebensbereich.
Digitale Barrierefreiheit – was heißt das eigentlich?
Versucht man sich vorzustellen, wie Barrierefreiheit in die digitale Welt übertragen werden kann, kommen schnell Fragen auf: Auf welche körperlichen Beeinträchtigungen muss man bei der Konzeption einer Website Rücksicht nehmen? Und vor allem: Welche Funktionen machen eine Website barrierefrei?
Um ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen, entstanden 2008 die
Web Content Accessibility Guidelines (WCAG). Im Wesentlichen sind dort 4 Prinzipien definiert, die digitale Barrierefreiheit umfassen
: Wahrnehmbarkeit (perceivability), Erreichbarkeit (operability), Verständlichkeit (understandability) und Solidität (robustness). Für jedes dieser Prinzipien gibt es messbare Erfolgskriterien, von A (am wenigsten) bis AAA (am meisten).
Folgendes sollte aber bedacht werden: eine Website kann nie zu 100% barrierefrei sein. Digitale Barrierefreiheit ist demnach kein Zustand, sondern ein Prozess, bei dem es darum geht, alle verfügbaren Möglichkeiten auszuschöpfen, um die oben genannten Kriterien bestmöglich zu erfüllen.
Gleichberechtigung im Internet
1. Sorgen Sie für benutzerfreundliche Texte
Beim Erstellen von Texten sollten Sie daran denken, diese nutzerfreundlich und möglichst verständlich zu schreiben. Die Seite in
mehreren Sprachen verfügbar zu machen, ist dabei nur eine der Anforderungen. Darüber hinaus sollten Formulierungen auf einem möglichst einfachen Level gehalten werden. Das kann zum Beispiel bedeuten, weniger Fachtermini oder komplizierte Satzkonstruktionen zu benutzen und mehr auf Auflistungen zu setzten, statt viele lange Absätze zu verwenden. Zusätzlich sollte es möglich sein per Mausklick in den Modus „
Leichte Sprache“ zu wechseln. Dies ist besonders für Menschen mit Beeinträchtigungen wie einer Lese-Rechtschreib-Schwäche oder kognitiven Störungen von Vorteil.
Ein gutes Beispiel für die Umsetzung dieser Funktion ist zum Beispiel die
Website des Behindertenbeauftragtes der Bundesregierung.
2. Stellen Sie eine intuitive Navigation sicher
Für Menschen mit motorischen Einschränkungen wie beispielsweise Blinde ist es wichtig, dass sie mit alternativen Steuergeräten wie der
Tastatur über eine Website navigieren können. Besonders interessant ist hier aus Programmiersicht der Linkbereich „
Skip-to-Content“. Hierfür wird in der Webseite eine zusätzliche Navigation erstellt, die nur sichtbar wird, sobald man diese per Tab-Taste erreicht. So ist es möglich Inhalte wie z.B. den Content Bereich direkt anzusteuern. Mit der Tab-Taste müsste man sich sonst mühsam von links oben nach rechts unten durch den gesamten Header-Bereich, Logo, Seitentitel, Navigation & Suchfeld durcharbeiten. Zudem spielt eine
nachvollziehbare Struktur der Inhalte eine wichtige Rolle, damit sich User zu jeder Zeit im Klaren darüber sind, wo sie sich auf der Seite befinden. Besonders für Sehbehinderte kann es schnell schwierig werden, sich auf einer Seite mit unübersichtlichen Inhalten zurecht zu finden. Daher sollten sie dafür sorgen, dass Texte, die thematisch zusammengehören, nicht unterbrochen werden und Textblöcke nicht mit zu viel Abstand voneinander erscheinen.
Für Blinde ist zudem der
Screen Reader eine nützliche Funktion, da sie sich mittels Umwandlung in Audio, Texte vorlesen lassen können oder mithilfe einer
Braillezeile den Text in Blindenschrift erfassen können.